Anne Diestelkamp

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VIDEONALE.20 – Festival für Video und zeitbasierte MedienPerformances, Gespräche, Screenings und Performative Spaziergänge2025
Fotos: Jo Hempel

Vom 11. April bis 18. Mai findet die VIDEONALE.20 im Kunstmuseum Bonn und an sechs Austellungsstationen im Bonner Stadtraum statt, darunter ein Transporter, eine ehemalige Zentrifuge, ein Club, ein leerstehendes Ladenlokal, ein Schaufenster und das Flow Atelier. 

Während des Festivals laden wir zu Performativen Stadtspaziergängen, Körperlichen Annäherungen an Videokunst, Gesprächen, Screenings, und Gesprächen ein. Am Freitagabend, den 11. April, wird der Trinkpavillon in Bonn-Bad Godesberg zum Schauplatz der VIDEONALE. Mit seiner Performance

Das vollständige Programm gibt es hier.


THE ARCHISONICMark Bain2025
Fotos: Jo Hempel
Seit Ende der 1990er-Jahre untersucht Mark Bain die Schwingungen von Gebäuden und deren materielle Beschaffenheit. Dazu nutzt er Schallwellen, die oft unterhalb der Wahrnehmungsgrenze liegen. In seinen Soundarbeiten wirken sie wie ein unsichtbares Objekt, das das Publikum physisch spüren kann. Diese Projekte entwickelten sich aus Bains Forschungen über die Beziehung zwischen der Resonanzfrequenz des menschlichen Körpers und der Architektur im Rahmen seiner Dissertation am MIT in Cambridge, Massachusetts.

The Archisonic wurde bereits in an verschiedenen Orte als Live-Performance und Installation präsentiert. Mittels selbst entwickelter seismischer Sensoren, die Mikrovibrationen registrieren können, überträgt Bain die Eigenschwingungen eines Gebäudes und verstärkt sie über ein Lautsprechersystem, das auf die spezifischen Proportionen des Gebäudes angepasst ist. Die Sensoren sind mit dem Gebäude verkabelt, um die Resonanzfrequenz abzuleiten. Bain nutzt die Architektur somit wie ein spielbares Musikinstrument. Bain interessiert sich für besondere Orte und Architekturen und dafür, wie verschiedene Materialien klingen. Wie bei einem Instrument gibt es verschiedene Formen und Größen und verschiedene Materialien, die die Schallwellen beeinflussen. Bei The Archisonic sind es die Form und Proportionen des Gebäudes und die Materialien wie Holz, Beton, Glas und Stein. 

Bain selbst beschreibt seine Soundperformances als ‘Soundbath’. Im Rahmen der Eröffnung der VIDEONALE.20 luden wir das Publikum zu einem Soundbad im Trinkpavillon Bad Godesberg ein, das den Körper wie eine physisch erfahrbare Klangskulptur umhüllt. 1962 wurde an diesem Ort eine weitere Heilquelle erbohrt, die Kurfürstenquelle. 1969/70 folgte der Bau eines kubischen Pavillons, der seitdem als Ausschankort von Heilwasser dient. 

KULINARISCHE INTERVENTION Paula Erstmann2025
Fotos: Jo Hempel
Der Trinkpavillon in Bonn-Bad Godesberg schenkt seit 1969 Heilwasser aus der Kurfürstenquelle aus. Am Eröffnungswochenende der VIDEONALE.20 lud die Künstlerin Paula Erstmann zum gemeinsamem Essen auf der Terrasse des Pavillon ein – vom Heilwasseraperitif zu heimischen Wildkräuterpestos war alles dabei. Paula Erstmann ist eine Künstlerin, die vorwiegend mit Lebensmitteln als künstlerischem Medium arbeitet. Ihre Performances, Menüs und Essens-Installationen verhandeln die gesellschaftlichen Kontexte der verwendeten Nahrungsmittel und sind künstlerische Forschungsarbeiten zwischen Kunst und Alltäglichem. Die kulinarische Arbeit der in Berlin lebenden Künstlerin öffnet sowohl sinnliche als auch soziale Räume. Mit ihrer Arbeit und der Idee des gemeinsamen Speisens bricht sie Distanzen auf und ermöglicht Raum für Dialog. 


ÜBER RESILIENZENGespräch in drei Kapiteln2025
Fotos: Jo Hempel
Seit Entstehung der Videokunst in den 1960er-Jahren nutzen Künstler:innen das Medium Video, um machtkritisch und mit künstlerischen Mitteln subversiv, widerständig und resilient der Unterdrückung von Menschen und ihrer Vielfalt zu begegnen. Welchen sozialen, politischen und ökologischen Einflüssen menschliche und nichtmenschliche Subjekte unfreiwillig ausgesetzt sind und wie sie diesen standhalten, ist Thema vieler Werke der VIDEONALE.20. Das Medium Video wird dabei zum Instrument des Aufdeckens, Bewahrens, aber auch der Welterzeugung und damit selbst zum Ausdruck von Resilienz. In drei Gesprächsrunden sprechen VIDEONALE.20-Künstler:innen über das Phänomen des Standhaltens in ihrer Arbeit. 

Kapitel 1: Marcel Odenbach und Yan Wai Yin im Gespräch mit Kathrin Jentjens
Ständig auf dem Sprung sein (Marcel Odenbach) und Muted Bridges (YAN Wai Yin) thematisieren die Folgen autoritärer Systeme, die in Migration oder Verstummen münden. In einer Collage aus produzierten und vorgefundenen Sequenzen beschäftigt sich Odenbach mit dem Phänomen des (erzwungenen) Aufbruchs und Unterwegsseins. YAN Wai Yin bewahrt in einer tagebuchartig anmutenden Videodokumentation indirekt die Protestbewegung 2019/20 in Hongkong gegen die Einflussnahme Chinas. 

Kapitel 2: Philipp Gufler im Gespräch mit Kat Lawinia Gorska 
Ein Wasserstrahl zielt auf die Herzgegend eines nackten Körpers, der Stand hält: In The Beginning of Identification, and its End beschäftigt sich Philipp Gufler mittels historischen Aufnahmen und inszeniertem Bewegtbild mit der erfolgreichen Emanzipationsgeschichte geschlechtlicher Diversität und Sichtbarkeit queerer Körper, die er mit dem gegenwärtigen Homonationalismus und seiner Vereinnahmung von LSBTIQ-Emanzipationsforderungen für antimuslimischen Rassismus und Ausgrenzung kontrastiert. 

Kapitel 3: Ana María Millán und Nieves de la Fuente Gutiérrez
In ihrer Arbeit beschäftigt sich Ana María Millán mit der Ausbeutung von Ressourcen und deren Auswirkung auf das Ökosystem. In Desert – einer Kombination aus Computersimulation und Videospiel – begeben sich die Spieler:innen von den Bergbauminen bei Cali, Kolumbien, in eine karge Wüste, die von Erdöl überzogen ist, und beginnen, in das Öl einzutauchen. Im Gespräch der Künstlerin mit der Kuratorin Nieves de la Fuente Gutiérrez spricht Ana María Millán über das Potenzial von Gaming als machtkritisches Werkzeug, um Welten zu erschaffen.
ERDVERKOSTUNGmasharuWorkshop2024

In vielen Regionen der Welt wird traditionell Erde gegessen. Was steckt dahinter? Woher kommen diese Traditionen und woher kommt essbare Erde? Welche Vorteile und Gefahren birgt der Verzehr von Erde? Wie wirken sich die Eigenschaften der Erde auf ihren Geschmack aus? Künstler*in masharu arbeitet seit vielen Jahren an einem lebendigen Archiv aus essbarer Erde. Ziel dieses Museum of Edible Earth ist es, eine umfangreiche Sammlung von Erden aus möglichst vielen Ländern zusammenzustellen, die sich verzeheren lassen. Für das OSTEN Festival in Bitterfeld-Wolfen entwickelten masharu und ich die Idee für einen Workshop mit Erdverkostung. Das Publikum war eingeladen, mehr über essbare Erde zu lernen, sie selbst zu kosten, Geschmackserfahrungen zu teilen und über die eigene Beziehung zur Erde ins Gespräch zu kommen. 


GREEN RIVERS TONGUE-TIEDMaryna MakarenkoPerformance2024
Fotos: © Falk Wenzel

Zusammen mit der in der ukrainischen Indstriestadt Schostka geborenen Künstlerin Maryna Makarenko entwickelte ich 2024 eine Performance, die sich mit den Mythen, Gerüchten und Rätseln über die Geschichte der Svema Filmfabrik auseinandersetzt. Mit Elementen der Bildenden Kunst, der Stimme, des Körpers und elektronischer Musik nahm Makarenko das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise durch die Filmfabrik. Irdische und mythische Wesen, Reales und Fiktives verweben sich sich in Makarenkos Performance zu einer Erzählung über die Bedingungen weiblicher Arbeit, über menschliche Körperflüssigkeiten und die Materialität der Filmfabrik selbst. 

Konzept: Maryna Makarenko
Dramaturgie: Anne Diestelkamp
Bühnenbild: Svitlana Selezneva
Sound: Lukas Grundmann

In Kooperation mit dem Goethe-Institut New York.
WIE SCHMECKT BITTERFELD-WOLFEN?
Paula Erstmann und Lucila Guichon2024

Fotos: © Falk Wenzel.
Im Vorfeld des OSTEN Festivals besuchten die Künstlerinnen Lucila Guichon und Paula Erstmann verschiedene Communities in Bitterfeld-Wolfen mit ihrem Kochwagen, um Gespräche über Essen, Geschmack und Rituale zu führen. Über mehrere Monate hinweg sammelten sie Rezepte von Bitterfelder*innen und Wolfener*innen und luden am Ende alle zu einem großen Abschlussessen ein.

Ausflüge2022–2024
Fotos: © Falk Wenzel.
Für das OSTEN Festival kuratierte ich mit meinem Kollegen Aljoscha Begrich verschiedene Ausflüge in und um Bitterfeld-Wolfen herum. Die Touren wurden von einem Tandem aus Bitterfelder*innen und Künstler*innen begleitet, die sich in der Region auskannten. Mal führten diese Field Trips in das riesige Industriegelände des Bitterfelder Chemieparks, mal in ein Naturschutzgebiet und wieder ein anderes Mal in einen von Ehrenamtlichen betriebenen Jugendclub in Wolfen-Nord.
NACHTWANDERUNGTobias Zielony und Christine Plohmann2024
Fotos: © Falk Wenzel.
In Wolfen wurde 85 Jahre lang Farb- und Schwarzweißfilm hergestellt, erst von Agfa, später von ORWO. Aber die Arbeitsbedingungen waren alles andere als einfach: Die Arbeiterinnen, die für die Beschichtung des Filmmaterials verantwortlich waren, verbriachten ihre achtstündigen Schichten in fast totaler Finsternis, bei Kälte oder Hitze. Mit der Zeit gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit und die Handgriffe lassen sich auszuführen, ohne etwas zu sehen. 

Wie lässt sich die Fabrikarbeit im Dunkeln für andere Menschen erfahrbar machen? Am besten bei einer Nachtwanderung über das ehemalige Fabrikgelände. Zusammen mit dem Fotografen Tobias Zielony, der sich seit Jahren mit der Geschichte der Wolfener Filmfabrik auseinandergesetzt hat und der ehemaligen Arbeiterin Christine Plohmann luden wir das Publikum auf eine Nachtwanderung auf die Brache ein – ausgestattet mit Taschenlampen, die rot und grün leuchteten. Die Lampen simulierten die einzigen Lichtquellen, die es in der Fabrik gegeben hatte. Das Publikum ahmte dabei die Bewegungsabläufe an den Maschinen nach.

Die Teilnehmer*innen entwickelten durch die praktische Erfahrung ein körperliches Verständnis für die tägliche Arbeit in beinahe vollständiger Dunkelheit.

CO-DESIGN MIT MYCELIUM
Elena MaldonadoWorkshop2024

Fotos: © Falk Wenzel.
Die Gestalterin und Designforscherin Elena Maldonado lud in einem Workshop ein, wie ein Wald zu denken und den Fokus auf das Zusammenwirken von menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren zu lenken.  

In Kooperation mit der Stiftung Bauhaus Dessau. 





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