ÜBER RESILIENZENGespräch in drei Kapiteln2025Fotos: Jo HempelSeit Entstehung der Videokunst in den 1960er-Jahren nutzen Künstler:innen das Medium Video, um machtkritisch und mit künstlerischen Mitteln subversiv, widerständig und resilient der Unterdrückung von Menschen und ihrer Vielfalt zu begegnen. Welchen sozialen, politischen und ökologischen Einflüssen menschliche und nichtmenschliche Subjekte unfreiwillig ausgesetzt sind und wie sie diesen standhalten, ist Thema vieler Werke der VIDEONALE.20. Das Medium Video wird dabei zum Instrument des Aufdeckens, Bewahrens, aber auch der Welterzeugung und damit selbst zum Ausdruck von Resilienz. In drei Gesprächsrunden sprechen VIDEONALE.20-Künstler:innen über das Phänomen des Standhaltens in ihrer Arbeit.
Kapitel 1: Marcel Odenbach und Yan Wai Yin im Gespräch mit Kathrin Jentjens
Ständig auf dem Sprung sein (Marcel Odenbach) und Muted Bridges (YAN Wai Yin) thematisieren die Folgen autoritärer Systeme, die in Migration oder Verstummen münden. In einer Collage aus produzierten und vorgefundenen Sequenzen beschäftigt sich Odenbach mit dem Phänomen des (erzwungenen) Aufbruchs und Unterwegsseins. YAN Wai Yin bewahrt in einer tagebuchartig anmutenden Videodokumentation indirekt die Protestbewegung 2019/20 in Hongkong gegen die Einflussnahme Chinas.
Kapitel 2: Philipp Gufler im Gespräch mit Kat Lawinia Gorska
Ein Wasserstrahl zielt auf die Herzgegend eines nackten Körpers, der Stand hält: In The Beginning of Identification, and its End beschäftigt sich Philipp Gufler mittels historischen Aufnahmen und inszeniertem Bewegtbild mit der erfolgreichen Emanzipationsgeschichte geschlechtlicher Diversität und Sichtbarkeit queerer Körper, die er mit dem gegenwärtigen Homonationalismus und seiner Vereinnahmung von LSBTIQ-Emanzipationsforderungen für antimuslimischen Rassismus und Ausgrenzung kontrastiert.
Kapitel 3: Ana María Millán und Nieves de la Fuente Gutiérrez
In ihrer Arbeit beschäftigt sich Ana María Millán mit der Ausbeutung von Ressourcen und deren Auswirkung auf das Ökosystem. In Desert – einer Kombination aus Computersimulation und Videospiel – begeben sich die Spieler:innen von den Bergbauminen bei Cali, Kolumbien, in eine karge Wüste, die von Erdöl überzogen ist, und beginnen, in das Öl einzutauchen. Im Gespräch der Künstlerin mit der Kuratorin Nieves de la Fuente Gutiérrez spricht Ana María Millán über das Potenzial von Gaming als machtkritisches Werkzeug, um Welten zu erschaffen.