NACHTWANDERUNGTobias Zielony und Christine Plohmann2024
In Wolfen wurde 85 Jahre lang Farb- und Schwarzweißfilm hergestellt, erst von Agfa, später von ORWO. Aber die Arbeitsbedingungen waren alles andere als einfach: Die Arbeiterinnen, die für die Beschichtung des Filmmaterials verantwortlich waren, verbriachten ihre achtstündigen Schichten in fast totaler Finsternis, bei Kälte oder Hitze. Mit der Zeit gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit und die Handgriffe lassen sich auszuführen, ohne etwas zu sehen. 

Wie lässt sich die Fabrikarbeit im Dunkeln für andere Menschen erfahrbar machen? Am besten bei einer Nachtwanderung über das ehemalige Fabrikgelände. Zusammen mit dem Fotografen Tobias Zielony, der sich seit Jahren mit der Geschichte der Wolfener Filmfabrik auseinandergesetzt hat und der ehemaligen Arbeiterin Christine Plohmann luden wir das Publikum auf eine Nachtwanderung auf die Brache ein – ausgestattet mit Taschenlampen, die rot und grün leuchteten. Die Lampen simulierten die einzigen Lichtquellen, die es in der Fabrik gegeben hatte. Das Publikum ahmte dabei die Bewegungsabläufe an den Maschinen nach.

Die Teilnehmer*innen entwickelten durch die praktische Erfahrung ein körperliches Verständnis für die tägliche Arbeit in beinahe vollständiger Dunkelheit.

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